PDF-Dokumente lesen mit dem Dokumentenbetrachter Evince, mit Vergrößerung, Darkmode oder vorgelesen mit Screenreader.
Envice ist ein Dokumentenbetrachter, der für die GNOME-Desktopumgebung entwickelt wurde. Auf Linux-Distributionen mit der GNOME-Umgebung ist Evince meist standardmäßig vorinstalliert.
Für unseren Beitrag nutzen wir Evince unter Fedora 42 Workstation mit GNOME Desktop.
Sie finden das Programm einfach über den App-Launcher (Windows / Super- Taste) und Eingabe des Suchbegriffs „pdf“. Dann wird beim Öffnen des Programmes eine Übersicht der zuletzt benutzten Dokumente angeboten.
Alternativ öffnen Sie einfach ein vorhandenes PDF-Dokument per Doppelklick, das startet auch Evince als Standard-Anwendung.
Die dann gezeigte Dokumentenansicht entspricht der Ansicht, die Sie bei der letzten Verwendung des Programmes eingestellt haben.
Über das drei Punkte-Menü oben rechts gelangen Sie zu den Einstellungen. Hier lässt sich mit dem Nachtmodus ein dunkles Erscheinungsbild für das Dokument auswählen. Der ist auch hilfreich, wenn einige Schriftarten im Text mit wenig Kontrast angezeigt werden. Sehr schön ist, dass die Syntax-Hervorhebung in Codeblöcken erhalten bleibt.
Und natürlich lässt sich der Text mit den üblichen Tastenkombinationen oder bei gedrückter Strg-Taste mit dem Mausrad vergrößern und verkleinern.
Strg + Plus-Taste
Strg + Minus-Taste
Weil ein automatischer Zeilenumbruch hier nicht erfolgt, passen die Zeilen ggf. nicht mehr in voller Länge in das Programmfenster. Sie können aber die Anzeige verschieben mit
Shift + MausradScreenreader
Was Envice besonders auszeichnet, ist die Möglichkeit, den Dokumenten-Text mit dem Screenreader Orca vorlesen zu lassen. Dazu sollte Orca vor dem Öffnen des Programms bereits eingeschaltet sein. Das gelingt am schnellsten mit der Tastenkombination
Super + Alt + SDamit man mit Orca im Dokument navigieren und den Text vorlesen lassen kann, muss die Caret-Navigation aktiviert sein. Standardmäßig ist sie bei Evince ausgeschaltet. Drücken Sie die Taste
F7 (ggf. Fn gedrückt halten)dann erscheint am oberen Fensterrand ein Hinweis zur „Eingabemarke-Navigation“ mit einer Schaltfläche „Aktivieren“.
Nun können Sie mit den Pfeiltasten im Dokument navigieren, wie in einer Textverarbeitung. Vorgelesen wird jeweils die Zeile, in der sich der Cursor befindet, mit Pfeil-runter oder hoch dann die nächste oder vorherige Zeile. Durch einen Doppelklick setzen Sie den Vorlese-Cursor in eine beliebige Zeile.
Auch alle Schaltflächen der Bedienoberfläche werden von Orca angesagt. Aus dem Dokument heraus navigieren Sie mit der Tabulator-Taste zur Auswahl der Seitenzahl oberhalb der Seitenleiste und dann weiter zur jeweils nächsten Schaltfläche.
Tabulator-Taste
Shift + Tabulator-Taste (zurück)Seitenleiste
Für die Seitenleiste ist die Miniatur-Ansicht der einzelnen Seiten voreingestellt. Am unteren Fensterrand unterhalb der Seitenleiste finden Sie die Schaltfläche zum Umschalten auf die – besser lesbare – Gliederungs-Ansicht. Die steht aber nur zur Verfügung, wenn das Dokument ein Inhaltsverzeichnis enthält. Orca sagt „Gliederung, Radioknopf, nicht ausgewählt“ an. Man aktiviert die Schaltfläche mit der Leertaste.
Um lange Kapitelüberschriften lesen zu können, lässt sich die Seitenleiste ordentlich breit ziehen.
Die nächsten Schaltflächen öffnen eine Übersicht über gesetzte Anmerkungen und eine über die Lesezeichen. Aktiviert man diese, kommen eine Plus- und eine Minus-Schaltfläche zum Vorschein, mit denen man Lesezeichen setzt und entfernt. Auch hier sagt Orca alles an.
Tastenkombinationen
Sehr nützlich sind die Tastenkombinationen, mit denen man alle Funktionen erreicht. Das hilft nicht nur Screenreader-Nutzern. Eine Übersicht finden Sie über das Drei-Punkte Menü oben rechts.
Fazit
PDF-Dateien lesen ist insbesondere für Screenreader-Nutzer unter Linux immer eine Herausforderung. Evince löst das Problem vorbildlich.
Für die neue GNOME-Version 49 ist geplant, Envice durch das Programm Papers als Core-App (Standard-Anwendung) zu ersetzen. Das Programm Papers bringt aber aktuell noch einige Einschränkungen mit sich. So ist z.B. die Vergrößerung auf 150% beschränkt. Die Caret-Navigation lässt sich zwar zuschalten (nur in der Fedora-Flatpack-Version, nicht in der rpm-Version) und die Navigation mit den Pfeiltasten klappt damit auch, aber Orca liest den Dokument-Text nicht vor. Bleibt zu hoffen, das die angekündigte
erweiterte Barrierefreiheit, u. a. mit anfänglicher Unterstützung für Screenreader 1
auch vollständig umgesetzt wird.
